#review Die Erwartungen an das Debutalbum der Freiburger Alternative-Groove-Rocker von In Daeira waren durch die Vorabreleases von "Your Murder Is Showin" und "King" hoch. Nochmal mehr als ein Jahr dauerte es nun, vorgestern war es dann soweit: Albumrelease in der Freiburger Kultvenue Cafe Atlantik - zusammen mit den lokalen Grunge-Funk-Pionieren von colors of the sun. Die Hütte war am 14.04.2022 überraschend mit 170 Konzertgästen knackevoll. Mehr Zurückhaltung war aufgrund der Coronasituation und der langen Bühnenabstinenz insbesondere der colors of the sun eingepreist. Stattdessen: Stimmung am Siedepunkt. Vom ersten Song der colors bis zur letzten Zugabe von In Daeira. Grandioser Konzertabend. Live klangs also bombastisch. Wie klingt nun die neue Scheibe, die als Selftitel den Namen der Band trägt? Die kurze Antwort: Knallt so ungehemmt groovy und klatscht gleichzeitig so hart, wie das Live-Konzert am Releaseabend. Was die Iguana Studios aus diesem hochanspruchsvollen Tonmaterial rausgeholt haben, hat schlichtweg alle Erwartungen übertroffen. Es handelt sich um nix weniger, als die abwechslungsreichsten Kompositionen im Bereich Alternative Rock im Süd-Westen Deutschlands seit Jahren bei gleichzeitig handwerklicher Meisterleistung seitens Musikern und Mitwirkenden an der Produktion. Bis auf eine Ausnahme kein Song unter 5 Minuten - Arrangements die sich Zeit lassen, experimentieren, das Ende suchen, wieder durchstarten, überraschen, schlichtweg funktionieren. Die Stimmen der beiden Frontmänner Jonas Reinmuth und Arthur Schlichting harmonieren trotz unverkennbaren, individuellen Charakters - der eine eher im Stil von Mathew Bellamy (Muse), der andere mehr Richtung Lane Staley (Alice in Chains) zu jeder Zeit, ohne jemals zu konkurrieren. Man lässt sich Platz, gibt sich Raum. Dieser respektvolle Umgang ist zu jederzeit zu hören und spüren. Das gilt auch und vor allem für die Gitarrenkünste dieser beiden Ausnahmetalente unserer Region. Was insbesondere Arthur Schlichting an der Leadgitarre abliefert, ist das Level, das anderswo für die Rock 'n' Roll Hall of Fame qualifiziert. No Shit. Daniel Kirn an den Drums groovt schlafwandlerisch wie besessen durch hochkomplexe Taktwechsel, als hätte er diese Achterbahn eben geträumt, gebaut und geritten. Bassist Lucas Pinti slapt und groovt und klebt den ganzen Laden zusammen - ohne sich dabei im Hintergrund zu verstecken. Im Gegenteil: Im Stil eines Tim Commerford (Rage Against The Machine) und Michael Peter Balzary alias "Flea" (Red Hot Chili Peppers) ist sein Wirken hier geradezu Charakterstiftend weil Groovestiftend. Darum steht er wohl auch bei den Livegigs im Panoptikum: Position: vorne-mitte. Zusätzlich verbaute Eastereggs und Goofs ("Du Dumme Sau" - Kinski) zeugen von der sowieso nicht zu überhörenden Liebe zum Detail und setzen einen sympathischen Kontrapunkt, um auch nur den Hauch des Verdachtes vorzubeugen, man renne hier hochverkopft tausend Tonleitern rauf und runter und bildet sich tierisch was auf sich ein. Mit Nichten. Hier steht der Spaß und die Leidenschaft im Vordergrund. Unüberhörbar. Bleibt zu sagen: Messlatte verdammt hoch gesetzt. Abgeliefert. Bravo. Ab mit euch Tour! .ms --- In Daeira und Colors of the Sun sind Mitglieder bei Multicore Freiburg e.V. - Freiburgs Musiker:innennetzwerk und Verein zur Unterstützung der Musiker:innen- und Bandszene vor Ort.
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